Akustik Lärm

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Lärm ist störend oder belästigend wirkender, unerwünschter Schall (Störschall).


Eine ganze Reihe von Studien beschäftigt sich mit der Wirkung von Lärm. Dies sind einige Beispiele:

Sust / Lazarus (2002)

Im Forschungsbericht FB 794 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) beschäftigen sich Dipl.-Psych., Dipl.-Päd. Ch. A. Sust und Prof. Dr.-Ing. Lazarus mit den „Auswirkungen von Geräuschen mittlerer Intensität auf simulierte Büro- und Bildschirmtätigkeiten unterschiedlicher Komplexität”. Dafür wurden umfangreiche Versuche gemacht.

Die wichtigesten Ergebnisse:

Geräusche mit relativ hoher Intensität und Informationshaltigkeit beeinträchtigten die Leistungen der Versuchspersonen deutlich. Bei zunehmender Komplexität der Aufgaben verstärkte sich diese Wirkung. Höherer Zeitbedarf und eine höhere Fehlerhäufigkeit waren die Folge – aber auch ein gestiegenes Erholungsbedürfnis. Insgesamt ließ sich feststellen, dass zur Erreichung der Arbeitsziele mehr Zeit gebraucht wurde. Es waren häufigere Kontrollen erforderlich und Aufgaben mussten mehrfach neu begonnen werden. Dort, wo komplexe Aufgaben zu erledigen waren, tendierten Lärm ausgesetzte Personen sogar dazu, die Aufgaben unvollständig zu lassen und abzubrechen.


Schall wird zum einen durch seine Lautstärke (Schalldruck) charakterisiert und zum anderen durch seine Tonhöhe (Frequenz). Dabei werden Geräusche in einem Frequenzbereich zwischen 2.000 und 5.000 Hz bei gleichem Schalldruck subjektiv als wesentlich lauter empfunden als Geräusche unterhalb oder oberhalb dieses Frequenzbereiches. Damit kann Sprache andere Geräusche übertönen, auch wenn physikalisch beide Schallarten gleich laut sind.


Evans und Johnson (2000)

G. W. Evans und D. Johnson veröffentlichen unter dem Titel „Stress und Lärm in offenen Büros” eine Studie, in der sie sich mit der stressauslösenden Wirkung von Lärm beschäftigten. Veröffenlicht wurde die Studie im Journal of Applied Psychology 2000/85(5), S. 779 – 783.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Bei 20 Teilnehmern wurde am Ende einer dreistündigen Bürositzung der Pegel der Stress- bzw. Steroidhormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Urin gemessen. Dabei fanden die Forscher aus den USA heraus, dass Teilnehmer, die zuvor ihre Aufgaben bei einem mittleren Bürolärmpegel von 55 dB(A) ausübten, der Adrenalinspiegel signifikant höher war, als bei den Teilnehmern, die in einer lärmfreien Situation arbeiteten. Die Ausschüttungen von Noradrenalin und Cortisol wurden offensichtlich nicht beeinflusst. Auch die Tippgeschwindigkeit, die als Indikator für die Arbeitsleistung herangezogen wurde, sank nicht. Allerdings beobachteten die Forscher, dass die lautere Umgebung die Probanden geradezu erstarren ließ. Diejenigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die mit einem Lärmpegel von 55 dB(A) arbeiteten, änderten ihre Körperhaltung während der Arbeit nur halb so häufig wie die Personen in der Vergleichsgruppe. Sie verzichteten insbesondere auf Anpassungen ihrer Stühle, Monitore und Tastaturen.

Physiologische und nicht-physiologische Änderungen durch Bürolärm (im Vergleich zur Ruhebedingung). N = 20; n.s. = nicht signifikanter Unterschied. Die Einheiten der y-Achse sind in [eckigen Klammern] angegeben. Quelle: Evans und Johnson (2000)
Physiologische und nicht-physiologische Änderungen durch Bürolärm (im Vergleich zur Ruhebedingung). N = 20; n.s. = nicht signifikanter Unterschied. Die Einheiten der y-Achse sind in [eckigen Klammern] angegeben. Quelle: Evans und Johnson (2000) Lupe_grau

Klatte, Bastian, Meis et al. (2007)

Mit der Auswirkung von Lärm auf geistige Tätigkeiten beschäftigten sich M. Klatte, J. Bastian, M. Meis und B. Noack. Titel: „Wirkungen von Hintergrundgeräuschen und Nachhall auf Sprachverstehen und Arbeitsgedächtnis in verschiedenen Altersgruppen” veröffentlicht in Fortschritte der Akustik. Beiträge zur 33. Jahrestagung für Akustik, DAGA 2007, Stuttgart.

Die wichtigsten Ergebnisse:

Die Forschergruppe aus Eichstätt und Aachen widmete sich dem Einfluss von Sprache auf kognitive Leistungen. Dafür sollten sich 20 Probanden beispielsweise Zahlenreihen merken, während sie Sprache mit für sie irrelevantem Inhalt eingespielt bekamen. Dabei zeigte sich: Die Lautstärke der Sprache (35 bzw. 55 dB) hatte einen signifikanten Einfluss auf das Ausmaß der empfundenen Belästigung. Sie konnte durch eine Reduktion der Lautstärke vermindert werden. Um die Fehlerrate zu senken, genügte es dagegen nicht, nur die Lautstärke zu reduzieren. Erst eine Reduktion der Sprachverständlichkeit ließ auch die Fehlerrate deutlich sinken.


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Alle drei und viele weitere Studien belegen, dass unerwünschter Sprachschall zu Stress und verringerter Leistung führt. Zudem geben Lärm ausgesetzte Menschen bei schwierigen Aufgaben schneller auf und bewegen sich weniger. Die Studien zeigen auch, dass es nicht ausreicht, die Lautstärke des Sprachschalls zu reduzieren. Gleichzeitig muss durch geeignete Maßnahmen die Verständlichkeit vermindert werden.

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